Die Geschichte der Pfadfinder
Lord Baden-Powell
Um zu verstehen, wie der damals 50jährige Engländer Lord Baden-Powell auf die Idee kam, eine
neue Jugendgruppe - die Pfadfinder - ins Leben zu rufen, müssen wir uns Ursprung zuerst ein
wenig mit dessen Leben beschäftigen. Da Baden-Powell
vor allem Interesse an der Natur hatte, war er in der Schule nicht besonders gut. Als er die
Aufnahmeprüfung für College nicht bestand, nahm er an der Prüfung für die Offiziersschule
teil. Er erhoffte sich, über das Militär
die Welt kennen zu lernen, denn das war sein größter Wunsch. Bei dieser Prüfung war
Baden-Powell Zweitbester von sehr vielen Bewerbern. So durfte er sich aussuchen, wo er
stationierte werden wollte.
Als erstes wählte er Indien. Dort wunderte er sich über das Verhalten der Engländer. Sie
waren sehr eingebildet und beschäftigten sich keineswegs mit den indischen Ureinwohnern. Die
Kinder jedoch waren ohne Vorurteile. Sie verstanden
sich auch über die Sprachgrenzen hinweg bestens. Wenn man die weltweite Verständigung aller
Menschen erreichen wollte, musste man also bei den Kindern und Jugendlichen anfangen. Ein
Gedanke, der Baden-Powell nie mehr verließ.
Zum Ende seiner militärischen Karriere war Baden-Powell in Afrika stationiert. Er musste mit
wenigen Soldaten die Stadt Mafeking gegen eine Überzahl angreifender Buren verteidigen. Mit
viel List und guten Ideen schaffte er
es, den Gegnern eine größere Macht vorzutäuschen, so dass sie die Stadt nur belagerten,
nicht aber anzugreifen wagte. So gelang es Baden-Powell, die Stadt zu halten, bis er
Verstärkung erhielt und die Buren ohne dass ein Schuss
gefallen war, abzogen.
In der Zeit in Mafeking sind wohl die wichtigsten Faktoren zusammengekommen, die zur Gründung
der Pfadfinder führten. Da nicht genügend Erwachsene da waren, musste Baden-Powell auch
Jugendliche einsetzen. Sie verteilten per Fahrrad
die Post, verrichteten Botengänge und waren überall dort nützlich, wo sie eingesetzt werden
konnten. Dies gab Baden-Powell eine damals revolutionäre Erkenntnis: Jugendliche sind nicht
nur dazu da so schnell wie möglich erwachsen
zu werden, sie haben ihre eigenen Stärken und können durchaus für viele Dinge eingesetzt
werden. Sie können Verantwortung tragen und sie machen dies, wenn es von anderen anerkannt
wird, gerne. Die Medien waren begeistert von
diesem listigen Mann. Er wurde zum Volkshelden - die Jugendlichen lasen mit Begeisterung
sein Buch „Aids for scouting“ (Tricks für Späher), das er eigentlich für Soldaten
geschrieben hatte. Als Baden-Powell in Mafeking von
diesem Erfolg erfuhr, war er eigentlich entsetzt - dieses Buch war nicht für Jugendliche
geschrieben. Er bat den König um Beurlaubung und schrieb ein neues Buch - „Scouting for
boys“. Eigentlich sollte dieses neue Buch lediglich
eine Anregung sein für bestehende Jugendgruppen. Doch die Ideen waren zu neu und
Baden-Powell zu berühmt. Mit dem Buch entstand eine Jugendbewegung - die Boy-Scouts
(Pfadfinder).